Hanau 2012 - Ein Treffenbericht mit Bildern

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Rittersheim In diesem Jahr gab es internationalen Betrieb zwischen drei Ländern. Auf der einen Seite stand eine französische Nebenbahn vom idyllischen Strandort Valises sur Mer über einige kleine Betriebsstellen und Haltepunkte bis zum Grenzbahnhof Rittersheim/SNCF. Dort war für jeden durchgehenden Zug Lokwechsel angesagt. Weiterfahrend über die Grenze nach Deutschland fädelte man sich mit mehreren Überwurfbauwerken in die zweigleisige Hauptbahn von Schattenbach ein, die anschließend in den großen Durchgangsbahnhof Karlsruhe-Durlach mündete. Von hier aus blieb die Strecke zweigleisig. Es folgte der Bahnhof Hausen (neu im Programm, mit betrieblich sehr interessanten Möglichkeiten) und der Anschluß zum großen Stahlwerk Haslingen, das zu jedem Treffen ganz unauffällig immer wieder einen höheren Gestaltungsgrad aufweist und betrieblich nach wie vor auch "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" genannt werden kann.

Nach weiterer Fahrt auf neu verlegten Gleisen und durch plattes Land teilte sich die Strecke am Abzweig Hohenrhein. Karlsruhe-Durlach Ein Gleis endete im ländlichen Bahnhof Tettnang, der seine Umgebung sowohl mit Umschlagplätzen für Nahgüter aller Art als auch mit Personenzügen versorgte. Das andere Gleis führte weiter über Gliesmarode nach Frankental, einen weiteren Grenzbahnhof. Von hier aus wurden die Züge von und zur tschechischen Strecke gefahren. Diese idyllische Nebenbahn führte durch Felsen und bergige Landschaft, sowie an einer Kleinstadt und einem Hafen vorbei und endete schließlich im Bahnhof Milanovo, der vom zuständigen Fahrdienstleiter geradezu fürsorglich verwaltet wurde. Die dritte von Frankental ausgehende Strecke zweigte bei Gliesmarode ab zum lokalen Güterverkehrsknotenpunkt Emondsfeld. Der daran angeschlossene Hafen wurde mit eigenen Triebfahrzeugen bedient, ab und zu unterbrochen von lokalen Werksverkehrs-Triebwagen mit Umsteige-Anschluß nach Frankental.

Die Betriebsstellenbediener und Zugmannschaften hatten gut zu tun, die Planung der Züge erwies sich als professionell und ausgewogen - wie man es gewohnt war. Waldstrecke Nach dem Aufbau am Donnerstag folgten zweieinhalb Tage Zugbetrieb, die nur am Samstag vormittag durch die Auswirkungen einer überdimensionierten Demo-Präventionsmaßnahme der Frankfurter Ordnungshüter ausgebremst wurde - der Hallenschlüssel steckte ausgerechnet im längsten Stau. Aber gutes Wetter an diesem Morgen wie auch zu den Mittagszeiten, wo sogar der Grill angeworfen werden konnte, machte das Warten kurzweilig. Abends kippte die Wetterlage dann an mehreren Tagen in Richtung Sturzregen oder Gewitter - für manchen mit Wagenkarten, Fred und Streckentelefon hantierenden Ng-Lokrangierführer gänzlich unbemerkt.

Die Personaldecke war zeitweise dünn, aber immer ausreichend. Besonders am Samstagnachmittag und Sonntagvormittag gab es tatkräftige Unterstützung durch diverse Nachwuchslokführer/innen, die ihren Job super erledigten. Es fand sich in den Pausen bei Frikadelle, Fleischwurst, Salat und Kuchen auch genügend Zeit zum Erzählen und Fachsimpeln. Ein ursprünglich für Samstag abend geplanter Besuch im Restaurant wurde wegen Wetter und der morgendlichen Zwangspause kurzerhand in einen sehr entspannten Abendfahrplan umgewandelt - wie immer die beste Zeit, um sich mal voll und ganz auf den Betrieb zu konzentrieren.

Auftretende technische Pannen wurden jeweils unauffällig behoben. Dies betraf das Einfahrsignal Frankental vom tschechischen Ast aus (kurzerhand komplett getauscht) oder den anfänglichen Lokmangel für Nahgüterzüge (draufstellen, was geht).

Interessant waren natürlich auch die betrieblichen Unwägbarkeiten, die Bahnbetrieb in einem größeren Netz so mit sich bringen. D-Zug Dazu gehörte z.B. die zeitweise zum Programm werdende zweistündige Verspätung des D-Zuges vom französischen Badeparadies (immer diese Touristen). Ursache dafür war neben mangelnder Einsteigedisziplin der braungebrannten Fahrgäste, daß die Mannschaften auf dem unterwegs rangierenden Nahgüterzug ständig wechselten und sich bei der Übergabe des Dienstes erst noch einigen mußten, welcher Anschluß schon bedient war und welcher nicht. Dadurch blieb die Strecke immer wieder länger belegt als vorgesehen und der Triebwagen für die Milchkannen unterwegs mußte ja auch noch irgendwann durchgeschleust werden. Abhilfe wurde geschaffen durch Aufstockung des Personals in Valises sur Mer und Rittersheim.

Die anfängliche Besetzung Hohenrheins wurde durch flexiblen Gleiswechselbetrieb ab Haslingen (ermöglicht durch eine frisch fertiggestellte Gleisverbindung) eingespart. Die Bedarfstrasse wurde ihrem Namen mehr als gerecht - nur einmal fuhr ein Sonderzug, proppenvoll mit Eisenbahnfans und ihren Fotoapparaten, die natürlich gleich noch weitere Strecken unsicher machen wollten.

Ein ladestrombedingter Ausfall des Langläufer-Nahverkehrstriebwagens vom schattigen Bach nach Tettnang wurde sehr kreativ durch das Busunternehmen Hart & Muth mit SEV-Bussen aufgefangen, unter Einhaltung der eigentlichen Zugfahrzeiten (der Bus überholte dabei auf der Landstraße sogar einen parallel fahrenden Ganzgüterzug). Nach diesem Erfolg wurde die Firma einen Tag später gleich für einen weiteren Schienenersatzverkehr zwischen Hafen und Emondsfeld verpflichtet, als beim Behördenbahn-Triebwagen mal wieder der Akku leer war.

Alles in allem ein tolles Treffen mit netten Leuten und interessantem Betrieb!

Text: A.P. 21.5.2012


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