Vom 29.5. bis 2.6.2008 war in Schwebheim Fremotreffen der Gruppe AgVuM Süd. Um mal ein wenig über den Tellerrand zu schauen und auch mal ein echtes Analogtreffen erleben zu können, entschied ich mich für einen Wochenendbesuch.
Da keine Module zu transportieren waren, fuhr ich mit dem Zug, wie es sich gehört. Mit dem ICE ging es zuerst von Braunschweig über Göttingen nach Würzburg. Ein fieses (Frühsommer-)Gewitter trieb in der Nähe sein Unwesen, so daß wegen gesperrter Strecken Züge ausgefallen waren und Reisende mit abenteuerlichen Umwegen in Kassel aufgenommen wurden. Hinzu kamen aus dem gleichen Grund Güterzüge auf der Neubaustrecke (der Zug fuhr also also 120 statt 250km/h) und die noch andauernden Reparaturarbeiten im Landwehrtunnel, der nur eingleisig befahren werden konnte.
Im Bahnhof Würzburg konnte man das Unwetter sehen, es blieb jedoch auf Distanz. Von dort ging es mit dem RE in Form eines dreiteiligen 612ers nach Schweinfurt und schließlich mit dem genau passend abfahrenden OVF-Bus nach Schwebheim. Dort erreichte ich nach 10 Minuten Fußweg durch herrliches Sommerwetter die Halle.
Das Arrangement war erst seit kurzem in Betrieb (ein Aufbau mit drei Mann dauert seine Zeit) und es wurde der erste Fahrplan gefahren. Realisiert war eine eigentlich einfache eingleisige Strecke ohne Abzweige mit mehreren Betriebsstellen, die jedoch bedientechnisch von Reinhard Hiller hervorragend in den Raum gezaubert worden war: Man mußte überhaupt nicht tauchen und hatte an jeder Stelle den notwendigen Platz.
Beeindruckend war die große Anzahl hervorragend gestalteter Module, die ich erst einmal alle bewundern und kennenlernen mußte. Es gab viel sommergrüne Landschaft mit diversen "Hinguckern" wie kleinen Seen, Brücken, Häusern und Feldern dazwischen. Auch eine hohe Felskante und mehrere "richtige" Einschnitte waren dabei. Und natürlich Bahnübergänge, Signale und wunderschön gestaltete Nebenbahnbetriebsstellen.
Während Hans von Hausen mit diversen z.T. neuen Streckenmodulen fast die Hälfte des Arrangements stellte, hatte Reinhard Hiller seinen erst in der vorangegangenen Woche fertiggestellten Bahnhof Pfarrweisach im Rohbau-Test dabei. Er fungierte als Kreuzungsbahnhof in der Mitte des Arrangements und tat seinen Dienst bis auf ein paar Weichenprobleme störungsfrei.
Von der Gruppe AgVuM-Nord hatte Jörg Kleinau einige schöne Module mitgebracht, die sich hervorragend in die Landschaft integrierten und mit dem schaltbaren Bahnübergang "Posten 53" einen weiteren vorbildgerechten Bedienpunkt einbrachten.
Die beiden Schattenbahnhöfe Reinhardshausen und Schiebsdorf sowie der Bahnhof Pfarrweisach waren mit Signalen gedeckt, was den Betrieb sehr realitätsnah machte. Es waren somit drei feste Betriebsstellendienste und mindestens zwei Zugpersonale für einen Fahrplan erforderlich, was die ganze Zeit über problemlos gelang. Auch einige große und kleine Besucher konnten gut in den Fahrbetrieb eingebunden werden.
Der Analogbetrieb, den ich mir recht kompliziert vorgestellt hatte, war erstaunlich dicht dran am Komfort, den ich von den bisherigen Digital-Treffen kannte. An das Ein- und Ausschalten der Gleise in den Betriebsstellen hatte man sich schnell gewöhnt. In den Schattenbahnhöfen war dies zwar schon mit etwas Lernaufwand verbunden, aber farbliche Markierungen erleichterten einem die Suche nach dem "richtigen Gleis".
Der Hauptunterschied, nämlich das Fahren von Betriebsstellen aus mit festem Regler (den man nicht einfach während der Fahrt ausstöpseln kann, um schonmal die nächste Loconetbuchse zu besetzen) wurde durch lange Leitungen praktisch zur Nebensache und man konnte dennoch mit "seinem Zug" von einem zum anderen Bahnhof mitlaufen. Nur ein "Reglerwechsel" in Pfarrweisach war notwendig, um das gesamte Arrangement zu durchfahren. Man mußte halt ab und zu aufpassen, daß man nicht auf diese langen Kabel trat. Dafür konnte man sich die Loconetverkabelei sparen, da die für den Analogbetrieb notwendige Blindleitung ja bereits in den Modulen fertig verlegt ist.
Die Pannen während des Treffens hielten sich sehr in Grenzen. Murphymäßig geschah eine Entgleisung eines VT 75 genau an der einzigen Stelle im Arrangement, wo er wegen leichten Dammprofiles vom Modul fallen konnte - und dieses dann auch sofort tat. Eine ad hoc organisierte "Lärmschutzwand" wurde daraufhin angebracht und verhinderte fortan eine Wiederholung dieses Ereignisses. Da es sich bei dem Modul um einen Rohbau handelte, wird der Erbauer an dieser Stelle statt der Lärmschutzwand sicherlich in Zukunft hohes Gebüsch und Bäume wachsen lassen.
Ansonsten gab es einen heruntergefallenen Regler, einen Kurzschluß in einem Schattenbahnhof (natürlich in der ersten Weiche...) und häufigere Entgleisungen des Kesselwagen-"Gag"s zu melden, das war aber schon alles. Nennenswerte Unterbrechungen des Betriebes ließen sich durch schnelle Reparaturen vermeiden. Man kann schon sagen, "wenn die Profis am Werk sind, dann läuft es eben, wenn es einmal läuft".
Interessant waren eher die "virtuellen" Störungen, wie eine unbemerkte Zugtrennung des Schotter-"Gag"s mit anschließender Hilfslok-Fahrt oder eine stark verspätete Übergabe von Rothausen nach Reinhardshausen, weil sich das Zugpersonal mit dem Fahrdienstleiter "festgequatscht" hatte. Auch der Ausfall einer V100 wurde elegant gelöst: Vom anderen Ende des Arrangements wurde die zweite V100 dem Dg als Leervorspann mitgegeben und fortan wurde in Schiebsdorf, wo sie stationiert war, mit dem rangiert, was gerade da war (BR50 im Rangierdienst kam wohl auch beim Vorbild mal vor).
Das Drumherum beim Treffen war sehr angenehm. Durch den streßfrei gestalteten Fahrplan war jederzeit genügend Luft für ein Gespräch oder eine Pause, so daß sich das Grundgefühl vom geruhsamen Nebenbahnbetrieb auch wirklich einstellte. Nach einem standesgemäßen Besuch der Gastwirtschaft "Der Eisenbahner" im Nachbardorf am Samstagabend wurde noch bis spät in die Nacht über verschiedene "Fachthemen" wie z.B. eine Schnittstelle für Signalmodule diskutiert. Gerd Penke hat hier schon einige Überlegungen angestellt und die lokale Lösung der komplexen Problematik war schon in den vorhandenen Signalmodulen zu erkennen.
Alles in allem kann ich das Fazit ziehen, daß ein "echter" Eindruck von Eisenbahn und Landschaft mit so hervorragenden Modulen niemandem schwerfallen kann und dadurch einem das Fahren dann auch wirklich Spaß macht. Desweiteren muß ich sagen, daß Analogbetrieb sehr wohl funktioniert und sich zumindest bei einem solchen Arrangement ein Umrüsten aller vorhandenen Fahrzeuge auf Digitalbetrieb nicht wirklich lohnt - es ist alles vorhanden, was man braucht.
Das hektische Rangieren mehrerer Fahrzeuge gleichzeitig in großen Betriebsstellen, das digital einfach besser geht, heben wir uns mal für das große Jubiläumstreffen im Herbst in Naumburg auf. :-) Ich freue mich schon, wenn dort einige der hier gesehenen Module dann wiederzufinden sein werden.
So konnte ich am Sonntag nachmittag - bei immer noch sommerlichem Wetter - mit einem klaren "es sich gelohnt, herzukommen" die Rückreise antreten, die diesmal bis auf die sonntagabendbedingten volleren Züge planmäßig und verspätungsfrei ablief.
Text: A.P., 6.6.2008
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